Der Spass hat es in sich.
Stefan Niggemeier berichtete in seinem Blog nämlich über
die zweifelhaften Praktiken von TV Anruf Shows. Das sind
Gewinnshows, bei denen der Anrufer ein Rätsel lösen soll.
Er bezahlt erhebliche Telefongebühren für die Teilnahme
- und landet in der Warteschleife oder im Call Center. Hier eine Archivkopie
Nach dem Bericht im Blog hatte mitten in der Nacht ein
Leser einen rechtlich nicht zulässigen Kommentar in den Blog
gestellt. Am frühen Morgen, als Stefan Niggemeier seinen Blog
kontrollierte, entdeckte er den Eintrag - und löschte ihn sofort.
Trotzdem wurde gegen ihn von der Firma Callactive eine Einstweilige
Verfügung beantragt - und die wurde dann auch vom Landgericht
Hamburg (siehe
Buskeismus) erlassen. Nicht nur erlassen - auch nach dem Widerspruch
in dem mündlichen Verfahren bestätigt. Hier
zum Urteil Demnach hätte Niggemeier den Eintrag gar nicht
erst zulassen dürfen. |
Reingelegt?
Zuerst einmal wundert man sich, wie die Firma "Callactive"
von einem Eintrag Wind bekommen konnte, der nur wenige Stunden
- und zwar Nachtstunden - im Netz stand.
Stefan Niggemeier formuliert das - vorsichtig geworden - so:
Das Urteil gibt "Unternehmen oder Personen, die in
der Kritik stehen, weitreichende Möglichkeiten, den Umweg
über Kommentare zu nutzen, um gegen unliebsame Kritilker
vorzugehen. Es beruht auf der Annahme, dass kritischer
Journalismus und die Meinungsfreiheit überhaupt etwas gefährliches
ist und dass es besser ist, eine offene Diskussion ganz
zu verhindern als Grenzüberschreitungen in Kauf zu nehmen."
Wenn man dann die Leserkommentare zu dem Artikel "Politically
Incorrect: Doch kein Hass" weiter unten auf der
Seite mit dem Call TV Artikel liest, hat man gleich noch
die andere Seite des immer selbstverständlicher werdenden
Feldzugs gegen solche Menschen, die es wagen sich frei
zu äussern. Stellvertretend für die vielen dort zu findenden
Hasstiraden hier nur eine:
"Ich an seiner Stelle [der von Stefan Herre,
dem Verantwortlichen von „Politically Incorrect”]
würde Sie
nun juristisch zumüllen, bis Ihnen auch der letzte
Cent ausgeht. Ihre Hasstirade zeigt mir einmal mehr,
welche faschistoide Fratze sich hinter solchen gutmenschlichen
Speichelleckern wie Ihnen verbirgt."
Die Menschen in dieser Gesellschaft sind scheinbar dabei,
jedes Verständnis und jeden Respekt für Meinungen und Werte
zu verlieren, die nicht die eigenen sind. |