Wenn
man Innenminister Friedrichs so reden hört, ist das
Internet die Wurzel allen Übels. Er meint, in einer
demokratischen Gesellschaft müsse jeder mit "offenem
Visier" streiten. Auch im Internet.
Friedrichs:
"Normalerweise stehen Menschen
mit ihrem Namen für etwas ein. Warum nicht auch ganz
selbstverständlich im Internet?"
Und natürlich
bergündet er das mit dem Hinweis, daß Anonymität
nur dem Terrorismus nützt. >>>
Dagegen titelt die Zeit: "Anonymität
ist ein Schutz, keine Gefahr" >>>.
Diesen Denk-Ansatz verdankt
"Die Zeit" wohl auch der Piratenpartei. >>>
"Die Zeit" erinnert daran, daß es
seit jeher gute Gründe für das
Recht auf Anonymität gibt - so sind
die Wähler bei demokratischen Wahlen
durch die Wahrung ihrer Anonymität geschützt.
Und wer ginge denn zur Demo, wenn er sich
vorher per Personalausweis anmelden müßte.
Auch Artikel oder Bücher dürfen
seit jeher unter einem Pseudonym veröffentlicht
werden - und daß sch Künstler
eines "Alias"
Namens bedienen dürfen, ist selbstverständlich.
Selbst in absolutistischen Zeiten gab es
das Recht auf Anonymität - die Maske
war ein gängiges Modeattribut des Adels.
Sogar das untertänige Volk durfte -
im Karneval...
Die innere Freiheit und die äußere Freiheit sind grundsätzlich
mit dem Recht auf Anonymität verbunden.
Aber
im Internet - so will es der Innenminister Hans
Peter Friedrich - soll das Recht auf Anonymität abgeschafft werden ! Natürlich wegen
der Terrorgefahr, die damit verbunden ist. Daß das
Internet in den Terrorismus führt erklärt
er mit einem magischen Vorgang:
"Wir haben immer mehr Menschen,
die sich von ihrer sozialen Umgebung isolieren und
allein in eine Welt im Netz eintauchen", sagte
der Minister. "Dort verändern sie sich,
meist ohne dass es jemand bemerkt." ... "eine
große Gefahr, auch in Deutschland" (Originalton
Innenminister Friedrichs).
Die magsiche Verwandlung von einem normalen
Menschen in ein gefährliches Ungeheuer. Schuld sind
die anonymen Möglichkeiten des Internets.
Gegen so etwas
helfen in Deutschland seit jeher Mauern.
Aber: was ist das für eine
Meinungsfreiheit, wenn man für jede Äußerung "haftbar"
gemacht werden kann. Es gibt genügend
Beispiele, daß nur die Anonymität in Deutschland
noch einen freien Gedankenaustausch ermöglicht.
Warum fällt es so schwer, zu erkennen,
daß ein große Vorderseite auch eine große
Rückseite haben muß. Wenn wir demokratische
Freiheiten geniessen wollen, dann müssen wir auch
die Mißbrauchs Lücken akzeptieren.
Folgt man
dem Gedankengang des Innenministers Friedrich, dann muß
man über den Kneipentischen Mikrophone aufhängen
! Mit Sicherheit haben sich Terroristen auch schon mal
in Kneipen getroffen und sich ausgetauscht. Am besten Personalausweis
einscannen am Kneipeneingang .
Das Computerzeitalter hat für tyrannische Kontrollfanatiker
die Möglichkeit eröffnet, ungeheure Datenmengen
zu sammeln und auszuwerten. Ein ganzes Volk zu kontrollieren,
ist technisch kein Problem mehr.
"In der demokratischen Auseinandersetzung
streiten wir mit offenem Visier auf Basis unserer verfassungsmäßigen
Spielregeln..."
begründet Friedrichs sein Verlangen
nach einem Verbot der Anonymität..
Die Diktatur
der verfassungsmäßigen
Spielregeln - das hatten wir schon öfter in Deutschland
- einmal baute man eine Mauer, damit die Leute vor den
verfasssungsmäßigen Spielregeln nicht davonliefen.
Was "die verfassungsmäßigen Spielregeln" schon
heute mit denen machen, die ihre freie Meinung äußern, kann
man hier nachlesen.
Eine neue
Mauer muß gebaut
werden, meint Innenminister Friedrichs - und zwar im
Internet. |